The Lords Of The Kreischeisen  


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Es war Freitag 

die Sonne schien, und das Kreischeisen verätzte uns mit der diesjährig gewählten Kriegsbemalung die Netzhäute.  Irgendwie sollten die Farben mit Holland in Verbindung stehen.

 

Das Erste was mir zu den Neonfarben einfällt, sind die Urlaube in Holland in den 80´ern und  die damals so beliebten Freundschaftsbändchen, die man in so schönen Freizeitdörfern wie Rennesse  bündelweise bei fliegenden Händlern kaufen konnte.
Das Zweite: die mies gemachten  Acid - Shirts aus dem gleichen Jahrzehnt, die Abends so „cool“ im Disco-Schwarzlicht auf dem Sonnenbrand strahlten, den man sich zugezogen hatte , weil man tagsüber seinen  vornächtlichen Heinicken-Konsum in der Sonne vor dem Zelt auspennen musste.
Die 80´er. Eine Zeit in der „Mann“ mit Mofa, Oberlippenbärtchen und Fokuhila inclusive „Rattenschwanz“  der Hippster  war.  Nicht das ich jemals so rumgelaufen wäre, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern.  Aber wie schon Falco sagte: „ Wer sich an die 80´er noch erinnern kann, hat sie nicht miterlebt!“
Jedenfalls gestaltete sich auch die diesjährige Abfahrt wie ein  Déjà-vu  vergangener Jahre.  Bestens unorganisiert und verwirrt, irrten wir, wie jedes Jahr, dem Giffelsberg entgegen, um unseren Platz in der Boxengasse zu finden.

Noch herrschte freie Platzwahl, nur der Platz war nicht mehr so frei.  51 Teams sollten laut des Veranstalters 2016 teilnehmen, davon  46 in der Tuning-Klasse. Es blieben zwei Möglichkeiten unser Zelt aufzuschlagen. Entweder ganz an das Ende der Boxengasse (mit viel Platz), oder mit netten Nachbarn und wenig Platz, mittendrinn, dafür aber näher an Biertheke und Fressbuden.



Das  Easy-Life-Racing-Team als rechter Nachbar war dann auch aus zwei Gründen  eine gute Wahl. Ein Team das mit genau so viel  Spaß und Ahnungslosigkeit ins Rennen ging, wie wir die Jahre zuvor, und, sollten wir an Bier und Pommestheke zu kräftig zuschlagen, hätten wir direkt neben an ein Gratis -Beratungsgespräch haben können.

Als die Strecke für das Training frei gegeben wurde waren wir und unsere Fahrer bereit. Das Eisen umkreischte den Track mit der Zuverlässigkeit einer Schweizer Uhr und die New Kids on the Bock gewöhnten sich langsam an das abgesteckte Geläuf.
Die Sonne brannte gnadenlos und forderte schon nach kurzer Zeit den ersten Tribut. An einem Anlieger kurz hinter der Box kam Lord  Swift zu liegen, um nur kurze Zeit später humpelnd das Training zu beenden. Als sich der Abendstaub auf die umstehenden Felder, Autos und Personen legte stand fest: das morgige Rennen werden die Neulinge alleine bestreiten müssen.
Erinnerungen an 2015 wurden wach, bei dem Prinz Abgas mit kaputtem Kreuzband, Knöchel und Meniskus in einen 5-Monatsurlaub geschickt wurde. Letzten Endes sprang aber nur 7 Wochen gelber Urlaub, ein gerissenes Kreuzband und eine blaue Beinmanschette für den Lord dabei heraus.

Samstag:
Als die Sonne begann Löcher  durch den Morgennebel zu brennen und die Tautropfen auf den verdorrten Strohhalmen verdampften, erhoben sich auch die Jungpiloten von ihren Knochenlagern. Einer alten Kreischeisentraditon folgend, verbrachten die Fahrer  ihre erste Nacht zusammen mit dem Eisen auf den Staubfeldern zu Gut Giffelsberg. Wenige Stunden später traten auch die Heroen der vergangen Jahre in die Box ein. Letzte Arbeiten am 2016´er Eisen waren noch zu tun.

Die Erfahrung der letzten Jahre hatte gezeigt, dass der Giffelsberg, bei sonniger Wetterlage  dazu neigt, sich in den Äther zu begeben und als kleine klebrig braune Masse die Atemwege von Mensch und Maschine zu verkleben.

Dem Einsatz des Herrn Kazuko als Leiter der Air-Unit war es zu verdanken, dass dem Eisen  drei gut gereinigte und bestens geölte Luftfilter, für die kommenden Runden zur Verfügung standen.

Prinz Abgas kümmerte sich um die Spritmelange und Graf Fit um den Motor und zu verlierende Anbauteile.Das Zeittraining verlief ohne besondere Vorkommnisse und schon Bald konnte der Start von 19. Platz erfolgen. 

 
Alles klappte wie am Schnürchen und schon nach kurzer Zeit blinkte der 9. Platz auf dem Bildschirm der Zeitnahme.
 In der Box sammelten sich die in Oranje gehüllten, verrenteten Fahrer, Fans und besorgte Mütter zu emotionalen Gesprächen, über die verblichene Jugend  und den Sinn einer Veranstaltung wie dem Giffelsbergrennen.  


Auch Freiher von Kinnbremse gab sich die Ehre .



Doch dann, nach 90 Minuten, nahm das Rennen Nr.1  ein jähes Ende. In der Spitzkehre unmittelbar vor der Box der Lords staubte es gewaltig. Als sich der Nebel  lichtete, wurden erst die Fahrer und dann das Rennen gestoppt. Die herbeigeeilten Mädels  der Johanniter und Frank vom Team Moppedshow  blieb nichts anders übrig, als Verstärkung bei der ansässigen Feuerwehr zu holen, um dem gestrauchelten  Rennkollegen die Kurve aus dem Bein zu bügeln.
Es blieb also reichlich Zeit, das Eisen für das zweite Rennen klar zu machen. Nach Auftanken, Kette spannen, Luftfilterwechsel  und kurzer Durchsicht der Schrauben blieb nicht mehr viel zu tun.

 
Eine Stunde nach dem Startschuss zu Rennen 2  sah man in der Ferne das Eisen stehen. Auf dem Eisen, Nico van Schijendel, der mit stehendem Motor und reichlich Sprit im Staub unter sich,  die Botanik versaute. Die Leitung  am Vergaser hatte sich oberhalb der Schlauchschelle abgeschert und pisste nun fröhlich 1:30 Gemisch auf den heiß gefahrenen Zylinder.“Soo eeen Feuerball,  Junge!“
Na ja, hat nochmal gut gegangen! Der Schlauch war das einzige Teil am Eisen, dass inzwischen 3 Jahre seine Dienst getan hatte, ein 2 Cent-Artikel,  der jetzt dafür sorgte, dass sich der Traum von der Top Ten in Spritdunst auflöste. Warum war da so ein Uraltteil überhaupt noch verbaut …… Schlamperei !
Binnen Minuten behob Earl von Toja den Fehler, während sich  Graf Fit  die öligen Finger an einem „Rurpottcapaccio mit Erdapfelkanthölzern an Majo“ holte. 

Wieder einmal wurde eine Taktikänderung fällig, sodass der Schlussspurt Ofpher van Maskantje  allein leisten musste.  Am Ende jubelten wir über einen hervorragenden  11. Platz.


Ein popeliger Spritschlauch kostete uns rein rechnerisch den 6 Platz und 100 Liter Kölsch die Prinz Abgas für einen Platz unter den besten 10 springen lassen wollte.  
Nach etwas Überzeugungsarbeit auf der Afterraceparty  mit Hilfe diverser  Gaffel-Kölsch-Granaten ließ der Prinz erklären:  Der 11 Platz ist ja quasi die kölsche 10 und hier im Rheinland nimmt man das nicht so genau.

 Wenige Tage später bestätigte sich dennoch der 10 Platz, da laut der Kölnischen Rundschau und dem Kölner Stadtanzeiger unsere Altnachbarn „Team Mad-Mecks“  zweiter geworden seien , diese aber nicht am Rennen teilgenommen hatten, aber die Presse lügt nicht!

 

Somit waren uns die 100 Liter Bier und  2 Flaschen Hörner-Whiskey für die Sessionsabschlussparty im Balkenbiegerkastell endgültig sicher. Auch wenn sich Prinz Abgas des Öfteren die Knochen nach einem Rennen gebrochen hatte, wortbrüchig wurde er nie.